Unsere Praxis

Wie entsteht eigentlich Karies?

Den Begriff Karies muss man wohl in Mitteleuropa nicht mehr erklären.

Eine alte Bezeichnung ist „Zahnfäule“. Das klingt deutlich gefährlicher, was den Zustand jedoch ziemlich treffend beschreibt.

Wie aber entsteht Karies?

Dazu einige grundlegende fachliche Erkenntnisse: Karies ist eine Infektionskrankheit. Ihre Entstehung setzt damit eine Infektion voraus; in diesem Fall mit Bakterien. Unsere Zähne sind gegen einen solchen Bakterienangriff natürlich gewappnet. Jeder Zahn verfügt mit seiner äußeren Zahnkronenschicht, dem Zahnschmelz, über eine zuverlässige Bakterienbarriere. An dieser härtesten Substanz in unserem Körper würde sich jeder Bakterienstamm „die Zähne ausbeißen“. Auf einer glatten unbeschädigten Schmelzschicht kann keine Karies entstehen.

Woher kommen dann aber die kariösen Löcher in den Zähnen?

Weil die Bakterien über eine gemeine Waffe verfügen. Die Bakterien bilden Beläge, die in der Zahnheilkunde Plaque genannt werden. Die Bakterien können unter der Schutzschicht der Beläge aus ihrem Stoffwechsel heraus Säure bilden, die den Schmelz porös macht. Da nützt alle Härte des Schmelzes nichts mehr. Dabei benötigen die Bakterien keinen großen Zugang durch den Schmelz. Es genügt ein Löchlein wie ein Nadelstich oder ein ultrakleiner Riss. Durch diese Porosität dringen die Bakterien leicht in die unter dem Schmelz befindliche Schicht, dem Dentin, ein. Ohne Therapie ist dieser Zahn dann verloren.

Merke: An einer intakten natürlichen Zahnkrone kann Karies nur über Beläge und dadurch verursachte initiale Porosität entstehen.

Welche logische Konsequenz tut sich hier auf?

Ja genau! Keine Beläge – keine Karies. So einfach es klingt, so schwer ist das zu erreichen. An den natürlichen Zähnen im Mund gibt es drei Stellen, die sogenannten Praedilektionsstellen, die besonders plaque- und damit kariesgefährdet sind. Das gemeinsame Feature dieser Zahnanteile ist ihre mehr oder weniger erschwerte Reinigung (Hygienisierung). Es sind dies erstens die Übergangsstelle vom Zahnfleisch zum Zahn, der sogenannte Zahnhals, zweitens die Berührungspunkte der Zähne untereinander, die Kontaktpunkte und drittens die Rillen in den Backenzähnen, die sogenannten Fissuren.

1. Die Zahnhälse:

Hier können sich Beläge nur bei mangelhafter Zahnpflege halten. Um diese zu entfernen, sollte die Zahnbürste in einem Winkel von 45° in Richtung Zahnhals geführt werden. So einfach ist das.

2. Die Kontaktpunkte:

Hier kann die Zahnbürste allein die Plaqueentfernung nicht erreichen. Jedoch schafft das die Zahnseide zuverlässig. Beim Einführen der Zahnseide werden die Beläge zuverlässig entfernt. Sehr früh kann man eine hier entstehende Karies im Mund nicht unbedingt erkennen. Mit sogenannten Bissflügelröntgenaufnahmen entdeckt man diese Art von Karies sehr früh und kann sie dann auch ohne zu „bohren“ heilen (siehe hier unter „Icon“)

3. Die Fissuren (Rillen oder Falten) in den Backenzähnen:​

Jetzt scheint es schwierig zu werden. Die Reliefbeschaffenheit ist durchaus unterschiedlich. Sehr oft sind diese Rillen sehr spitzwinkelig. In diesem Fall ist dann jede einzelne Zahnbürstenborste zu dick, um die Rille in der Tiefe zu reinigen. Abhilfe kann da die Fissurenversiegelung schaffen.

Wie diese richtig durchgeführt werden sollte, finden sie auf unserer Homepage als schriftlichen Beitrag oder als Video. Haben sich schon Beläge gebildet, färben sich die Fissuren braun bis schwarz. Und das ist das Dilemma! Nicht jede dunkle Fissur ist kariös, ist also trotz ihrer dunklen Farbe noch gesund. Das ist nicht der einzige Moment in dem der ganze ZA, die ganze ZÄ, gefordert ist. Wie also sollte man sich entscheiden.

Hilfreich ist da eine Lichtlupenbrille und eine sehr spitze und grazile (Kuhhorn-) Sonde. Es gibt auch einschlägig angebotene Lichtquellen, die kariöse Läsionen deutlicher machen. Ist man trotz großen diagnostischen Aufwands immer noch unsicher, sollte man den schlechteren Fall annehmen. Dann fräst man die verfärbte Fissur mit einem sehr kleinen (0,5 mm) rotierenden Diamanten vorsichtig im Schmelz bleibend auf. An der Übergangsstelle zum Dentin erkennt man, ob die Karies schon tiefer gegangen ist. Wenn nicht, wird die Minirille nach Haftvermittlung mit flüssigem Kunststoff im Sinne einer erweiterten Fissurenversiegelung aufgefüllt. Geht die Karies unter dem Minieingang unerkannt weiter, ist der Zahn in hohem Maße gefährdet. Die Zahnkrone wird dann mit der Zeit total ausgehöhlt.

Das erkennt man dann auch, leider etwas spät, auf einem OPG ( O rtho p antomo g ramm = großes Röntgenbild des gesamten Mundes).

Oft ist die Zahnkrone dann schon so sehr zerstört, dass eine Wurzelbehandlung notwendig wird. Das sehe ich in meiner Praxis bei Neupatienten nicht sehr selten.

Merke! Es ist töricht jede Verfärbung in den Kauflächen von Seitenzähnen zu präparieren (bohren) und mit Füllungen zu versehen. Es ist aber auch gleichermaßen fahrlässig, entstehende Karies an diesen Stellen nicht zu erkennen und somit nicht zu behandeln.

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