Füllungen dienen, wie hinlänglich bekannt, der Wiederherstellung eines Zahnes, der, in der Regel durch den Angriff von Kariesbakterien, Teile seiner Hartsubstanz verloren hat.
In jüngster Zeit sind von der Wissenschaft Methoden entwickelt worden, die kariöse Läsionen im Initialstadium wirkungsvoll ausheilen können. In diesen Fällen muss „in dem Zahn nicht gebohrt werden”. In unserer Praxis wird diese Methode angewandt. In diesem Zusammenhang wird wieder deutlich wie wichtig regelmäßige Kontrollen sind, um kariöse Defekt schon im Frühstadium zu erkennen.
Ist die Karies schon fortgeschritten, hilft nur noch eine Füllung. In diesem Fall wird zuerst das kariöse Zahngewebe sorgfältig entfernt. Die dann folgende Füllung hat die Aufgabe, das entstandene „Loch“ bakteriendicht zu verschließen, die Form des Zahns wiederzugeben, den Zahn gegen die Kaukräfte zu stabilisieren und den ästhetischen Regeln zu folgen. Die Möglichkeit, auch die Farbe des geschädigten Zahns mit der Füllung wieder herzustellen wird heutzutage von fast allen Patienten auch für das Seitenzahngebiet verlangt.
Amalgamfüllungen werden in unserer Praxis seit vielen Jahren nicht mehr appliziert. Füllungsmöglichkeiten der Wahl sind Kunststofffüllungen, Keramikinlays und Goldinlays.
Den Begriff Karies muss man wohl in Mitteleuropa nicht mehr erklären.
Eine alte Bezeichnung ist „Zahnfäule“.
Das klingt deutlich gefährlicher, was den Zustand jedoch ziemlich treffend beschreibt.
Wie aber entsteht Karies?
Dazu einige grundlegende fachliche Erkenntnisse: Karies ist eine Infektionskrankheit. Ihre Entstehung setzt damit eine Infektion voraus; in diesem Fall mit Bakterien.
Unsere Zähne sind gegen einen solchen Bakterienangriff natürlich gewappnet. Jeder Zahn verfügt mit seiner äußeren Zahnkronenschicht, dem Zahnschmelz, über eine zuverlässige Bakterienbarriere. An dieser härtesten Substanz in unserem Körper würde sich jeder Bakterienstamm „die Zähne ausbeißen“. Auf einer glatten unbeschädigten Schmelzschicht kann keine Karies entstehen.
Woher kommen dann aber die kariösen Löcher in den Zähnen?
Weil die Bakterien über eine gemeine Waffe verfügen. Die Bakterien bilden Beläge, die in der Zahnheilkunde Plaque genannt werden. Die Bakterien können unter der Schutzschicht der Beläge aus ihrem Stoffwechsel heraus Säure bilden, die den Schmelz porös macht. Da nützt alle Härte des Schmelzes nichts mehr. Dabei benötigen die Bakterien keinen großen Zugang durch den Schmelz. Es genügt ein Löchlein wie ein Nadelstich oder ein ultrakleiner Riss. Durch diese Porosität dringen die Bakterien leicht in die unter dem Schmelz befindliche Schicht, dem Dentin, ein. Ohne Therapie ist dieser Zahn dann verloren.
Merke: An einer intakten natürlichen Zahnkrone kann Karies nur über Beläge und dadurch verursachte initiale Porosität entstehen.
Welche logische Konsequenz tut sich hier auf?
Ja genau! Keine Beläge – keine Karies.
So einfach es klingt, so schwer ist das zu erreichen. An den natürlichen Zähnen im Mund gibt es drei Stellen, die sogenannten Praedilektionsstellen, die besonders plaque- und damit kariesgefährdet sind. Das gemeinsame Feature dieser Zahnanteile ist ihre mehr oder weniger erschwerte Reinigung (Hygienisierung).
Es sind dies erstens die Übergangsstelle vom Zahnfleisch zum Zahn, der sogenannte Zahnhals, zweitens die Berührungspunkte der Zähne untereinander, die Kontaktpunkte und drittens die Rillen in den Backenzähnen, die sogenannten Fissuren.
1. Die Zahnhälse: Hier können sich Beläge nur bei mangelhafter Zahnpflege halten. Um diese zu entfernen, sollte die Zahnbürste in einem Winkel von 45° in Richtung Zahnhals geführt werden. So einfach ist das.
2. Die Kontaktpunkte: Hier kann die Zahnbürste allein die Plaqueentfernung nicht erreichen. Jedoch schafft das die Zahnseide zuverlässig. Beim Einführen der Zahnseide werden die Beläge zuverlässig entfernt. Sehr früh kann man eine hier entstehende Karies im Mund nicht unbedingt erkennen. Mit sogenannten Bissflügelröntgenaufnahmen entdeckt man diese Art von Karies sehr früh und kann sie dann auch ohne zu „bohren“ heilen (siehe hier unter „Icon“)
3. Die Fissuren (Rillen oder Falten) in den Backenzähnen:Jetzt scheint es schwierig zu werden. Die Reliefbeschaffenheit ist durchaus unterschiedlich. Sehr oft sind diese Rillen sehr spitzwinkelig. In diesem Fall ist dann jede einzelne Zahnbürstenborste zu dick, um die Rille in der Tiefe zu reinigen. Abhilfe kann da die Fissurenversiegelung schaffen.
Wie diese richtig durchgeführt werden sollte, finden sie auf unserer Homepage als schriftlichen Beitrag oder als Video.
Haben sich schon Beläge gebildet, färben sich die Fissuren braun bis schwarz. Und das ist das Dilemma! Nicht jede dunkle Fissur ist kariös, ist also trotz ihrer dunklen Farbe noch gesund. Das ist nicht der einzige Moment in dem der ganze ZA, die ganze ZÄ, gefordert ist. Wie also sollte man sich entscheiden.
Hilfreich ist da eine Lichtlupenbrille und eine sehr spitze und grazile (Kuhhorn-) Sonde. Es gibt auch einschlägig angebotene Lichtquellen, die kariöse Läsionen deutlicher machen. Ist man trotz großen diagnostischen Aufwands immer noch unsicher, sollte man den schlechteren Fall annehmen. Dann fräst man die verfärbte Fissur mit einem sehr kleinen (0,5 mm) rotierenden Diamanten vorsichtig im Schmelz bleibend auf. An der Übergangsstelle zum Dentin erkennt man, ob die Karies schon tiefer gegangen ist.
Wenn nicht, wird die Minirille nach Haftvermittlung mit flüssigem Kunststoff im Sinne einer erweiterten Fissurenversiegelung aufgefüllt. Geht die Karies unter dem Minieingang unerkannt weiter, ist der Zahn in hohem Maße gefährdet. Die Zahnkrone wird dann mit der Zeit total ausgehöhlt.
Das erkennt man dann auch, leider etwas spät, auf einem OPG ( O rtho p antomo g ramm = großes Röntgenbild des gesamten Mundes).
Oft ist die Zahnkrone dann schon so sehr zerstört, dass eine Wurzelbehandlung notwendig wird. Das sehe ich in meiner Praxis bei Neupatienten nicht sehr selten.
Merke! Es ist töricht jede Verfärbung in den Kauflächen von Seitenzähnen zu präparieren (bohren) und mit Füllungen zu versehen.
Es ist aber auch gleichermaßen fahrlässig, entstehende Karies an diesen Stellen nicht zu erkennen und somit nicht zu behandeln.
Wir freuen uns sehr, so schonend behandeln zu können.
Liebe Grüße,
Dr. Rainer Littinski
Auf den ersten Blick erscheint diese Nachricht als ziemlich unwirklich.
Dennoch ist sie wahr, bedarf aber schon noch einer Erklärung.
Leider gibt es unter der Vielzahl von außerordentlich nützlichen Bakterien in unserer Mundhöhle auch Keime, die unter bestimmten Voraussetzungen Karies und Parodontitis (umgangssprachlich Parodontose) auslösen können.
Karies entsteht am Zahn immer von außen und mit einem Säureangriff, der zur Entkalkung führt. Bei ungehindertem Forschreiten wird die harte Schmelzschicht durchdrungen und im Weiteren das darunter liegende Dentin angegriffen. Das äußere Erscheinungsbild ist jetzt gräulich schimmernd. Spätestens in diesem Stadium halfen bislang nur der „Bohrer“ und das anschließende Füllmaterial. Unter Berücksichtigung der Tatsache der Erneuerungs-bedürftigkeit jeglicher Füllung nach einem bestimmten Zeitraum wird dadurch eine lebenslange Restaurationskaskade des Zahns gestartet, die Zahnhartsubstanz, Zeit und Geld koste.
Schön wäre es, diese zu vermeiden! Tatsächlich funktioniert das seit kurzem.Das „Zauberwort“ heißt Kariesinfiltration, das verwendete Produkt Icon.
Richtig angewendet kann man mit diesem Mittel Karies im Frühstadium bis in das Stadium der beginnenden Dentinbeteiligung ausheilen. Das Verfahren ist etwas aufwendig aber absolut praxistauglich.
Das Mittel infiltriert das kariöse Zahngewebe, wo es ausgehärtet wird. Die vorhandenen Bakterien werden somit quasi „ausgehungert“. Dieser Anteil des Zahns widersteht dann den Säureattacken erneuter Bakterienangriffe. Die infiltrierte Zahnoberfläche ist danach kariesresistent. Der Zahn ist wieder gesund.
Wichtig ist dabei die richtige Einschätzung des Fortschritts der kariösen Schädigung durch den Zahnarzt, um die Indikationsgrenzen nicht zu überschreiten.
Wir freuen uns sehr, so schonend behandeln zu können.
Damit haben wir zum ersten Mal in der Geschichte der Zahnheilkunde die Möglichkeit, die Plage der Zahnhartsubstanz, die Karies, ohne den bisher zwingenden „Kollateralschaden“ der Präparation zu heilen. Bisher funktioniert diese Methode nur bei Kontaktkaries (dort wo sich 2 Zähne seitlich berühren) und bei Entkalkungen oder beginnender Karies an den Glattflächen.
Populärwissenschaftlich erklärt funktioniert die Methode so:
Kontaktkaries: Kariesbakterien dringen immer mit einer Entkalkung und nachfolgendem kleinen Loch durch den Zahnschmelz in das darunter liegende Dentin (Zahnbein) ein. Die „Nahrung“ erhalten die Bakterien anfangs durch die Entkalkung und das so entstandene Loch.Mit geeigneten aufeinander folgenden Ingredienzien wird die Läsion der Kontaktkaries zur Aufnahme superflüssigen Kunststoffs vorbereitet. Die Entkalkung saugt dann wie ein Schwamm den flüssigen Kunststoff auf, der dann mit Licht ausgehärtet wird. Die Eintrittspforte der Bakterien ist damit zuverlässig versiegelt. Die Bakterien im Dentin sind dann von der „Nahrungsaufnahme“ abgetrennt. Die Stelle ist geheilt.Die Vorteile sind überdeutlich. Es muss nicht mehr „gebohrt“ werden, und – an dieser Stelle kann keine Karies mehr entstehen. Bisher musste zu dieser Karies von der Kaufläche her ein Zugang geschliffen werden. Dabei wird natürlich gesunde Zahnhartsubstanz geopfert. Die so geschaffene Kavität erhielt dann eine Füllung, die im Verlauf der Jahre mehrfach erneuert werden muss. Noch funktioniert diese Methode nur im Anfangsstadium der Karies, was aber in der Praxis, regelmäßige Kontrollen unterstellt, häufig diagnostiziert wird.
Glattflächenentkalkung und Glattflächenkaries:
Hier funktioniert die Methode ebenso, noch dazu unter idealer Sicht. Häufig beobachten wir diese Art von Zahnhartsubstanzerkrankung nach der Abnahme kieferorthopädischer Brackets.
Die weißlichen Verfärbungen können dabei gänzlich oder in hohem Maß wieder die frühere Zahnfarbe annehmen.
Alles in Allem kann ich diesen Therapieansatz nur revolutionär nennen. Haben wir Zahnärzte doch zum ersten Mal in der Geschichte der Zahnheilkunde die Möglichkeit, die Plage der Zahnhartsubstanz, die Karies, ohne den bisher zwingenden „Kollateralschaden“ der Präparation (Bohren) zu heilen.
Fragen Sie Ihre Behandler danach!