Die Implantologie, eine hoch entwickelte Behandlungsmethode, hat den Traum des nahezu vollwertigen Ersatzes verloren gegangener Zähne Wirklichkeit werden lassen. Sie ist mittlerweile in der Zahnheilkunde sicher etabliert.
Bei dem Verlust von Einzelzähnen ist der implantatgetragene Ersatz der Brückenversorgung fast immer überlegen. Aber auch wenn mehrere Zähne verloren wurden, sind Implantate das Mittel der Wahl. Sehr hilfreich ist auch der Einsatz von Implantatkonstruktionen bei der Verbesserung des Halts von Teil- oder Totalprothesen.
Keramikimplantate sind nun schon einige Jahre auf dem Dentalmarkt. Mittlerweile haben sie auch ihren Nischenplatz verlassen und sind in der Praxis etabliert. Trotzdem ist der Marktanteil immer noch sehr gering. Genau genommen handelt es sich bei dem verwendeten Material nicht wirklich um Keramik sondern um Zirkondioxid, also ein Metalloxid. Marketinginteressen und die große Keramikähnlichkeit führten zu der Bezeichnung „Keramikimplantat“. Reines Zirkondioxid ist das natürlich auch nicht, sondern durch verschiedene Zusatzstoffe „stabilisiertes Zirkonoxid“. Ebenso wenig besteht das Material der Titanimplantate allein aus Titan. Vielmehr liegt eine Titanlegierung zugrunde. Eine Unverträglichkeit von Titanimplantaten muss deshalb nicht zwingend dem Titan zugeschrieben werden. Trotzdem sind derartige Reaktionen äußerst selten.
Im Vergleich der wichtigen Eigenschaften sind die Keramikimplantate den Titanimplantaten keineswegs überlegen, auch wenn unzählige Beiträge im Internet und in den unbestellten „Fachzeitschriften“ dies wortreich betonen. Da kann man schon einmal von der Natürlichkeit des „weißen Goldes“ lesen und von dessen Überlegenheit gegenüber den „veralteten“ Titanimplantaten. Das ist ziemlicher Humbug.
Keramikimplantate sind in der Gewebeverträglichkeit, der Primärstabilität (Festigkeit gleich nach dem Einbringen) und der Osseointegration (Einwachsen des Knochens in die Implantatoberfläche) den Titanimplantaten höchstens gleichwertig bis unterlegen. Im Kontakt zum Weichgewebe verhält sich Zirkondioxid allerdings etwas freundlicher als Titan.
Nichtsdestotrotz erfreuen sich diese neuen Implantate immer größerer Beliebtheit.
Vor allem liegt das an der Farbe, die schon eine größere Natürlichkeit und Ähnlichkeit zur Farbe des natürlichen Zahns vermittelt. Der bei Titanimplantaten schon mögliche Grauschimmer des Zahnfleischrandes kann bei Keramikimplantaten nicht auftreten. Auch kompromisslos ganzheitlich eingestellte Patienten sehen im Zirkonoxid gegenüber dem Titan die bessere Alternative.
Praxistauglich sind die neuen Implantate ganz bestimmt. Die Literatur präferiert die einteiligen Keramikimplantate vor den zweiteiligen. So halten wir es auch in unserer Praxis. Bei diesen Implantaten bestehen die Schraube für den Knochen und der Aufbau, der die Krone tragen soll, aus einem Stück. Nach der Implantation ragt somit der Teil für die Aufnahme der Krone aus dem Zahnfleisch. Die Versorgung mit Keramikimplantaten ist beileibe kein „Hexenwerk“, verlangt aber doch schon einige Erfahrung des Behandlungsteams.
Natürlich bieten wir in unserer Praxis auch Keramikimplantate an.
Die Zahnheilkunde ist die einzige medizinische Disziplin, die totes körpereigenes Material, das sind die wurzelbehandelten Zähne, im menschlichen Körper toleriert.
Fehlen mehrere Zähne in einer Lücke, ist es möglich, jeden einzelnen Zahn durch ein Implantat zu ersetzen. Ebenso kann eine Lücke von 3 oder 4 Zähnen durch 2 Implantate als Brückenpfeiler und einem oder 2 fehlenden Zähnen als Zwischenglieder geschlossen werden. Auch darf aus heutiger wissenschaftlicher Sicht eine Brücke durchaus auf einem natürlichen Zahn und einem Implantat verankert werden.
So sehr bekannt der Einzelzahnersatz durch Implanate ist, so wenig hat es sich herumgesprochen, wie wertvoll Implantate für den Halt von Teil- oder Totalprothesen sein können. Seit einigen Jahren bietet uns die Industrie ein sehr verlässliches Befestigungssystem, den sog. Locator, eine Art Druckknopfverbindung, an. Seit dieser Zeit ist die Verbindung zwischen Implantaten und herausnehmbaren Prothesen problemlos geworden.
Damit können Teilprothesen völlig ohne Klammern oder Konus- bzw. Teleskopkronen Halt finden. Auch bei Telekopprothesen bietet dieses System zusätzlichen Halt und schützt so die teleskopierten Zähne vor Überbeanspruchung.
Bei Totalprothesen reichen schon 2 Implantat getragene Locatoren je Kiefer um den festen Halt “wie eigene Zähne” zu vermitteln. Ab 4 Implantaten und Locatoren im Oberkiefer kann die Prothese gaumenfrei gestaltet werden.
Jedes Implantat benötigt in Höhe (Vertikale) und Breite (Horizontale) ein ausreichendes Knochenangebot. Im Oberkieferseitenzahnbereich ist das Knochenlager oft durch die Ausdehnung der Kieferhöhle (Nasennebenhöhle) in der Vertikalen unzureichend ausgestattet. Hier hilft ein operativer Trick, mit dessen Hilfe das Knochenlager verstärkt werden kann.
Grundlage dafür ist die anatomische Besonderheit der Kieferhöhlen.
Die Innenwand derselben ist mit einer Knochenhaut, der sog. Schneidermembran ausgekleidet. Wird diese Schneidermembran angehoben (geliftet), bildet sich in diesem Zwischenraum zwischen Membran und Knochen neuer Knochen. Diese Tatsache benutzt der Implantologe, um in der Vertikalen Knochen zu gewinnen.
Interner Sinuslift:
Der Bohrstollen für das Implantat wird nur bis kurz vor den Kieferhöhlenboden kreiert. Über diesen Stollen wird sodann mit einem stumpfen dornähnlichen Instrument der Kieferhöhlenknochen durchbrochen und die darüber befindliche Schneidermembran angehoben. Damit letztere nicht zurückfällt, wird der so gebildete Zwischenraum mit dem ausgebohrten Eigenknochen oder Ersatzknochenmaterial ausgefüllt. Das Implantat kann dann gesetzt werden. Wichtig ist, dass das Implantat fest verschraubt werden kann. Je nach Geschick des Behandlers gelingt das bis zu einer Restknochenhöhe von 4 mm.
Externer Sinuslift:
Bei einer Restknochenhöhe von weniger als 4 mm funktioniert der interne Sinuslift in den meisten Fällen nicht mehr. Beim externen Sinuslift wird nach Darstellung der knöchernen Kieferhöhlenseitenwand, das ist die im Mund zur Wange gerichtete Fläche des Alveolarfortsatzes (wo vorher die Zahnwurzeln waren) die Kieferhöhle gefenstert. Man kreiert somit einen seitlichen Zugang zur Kieferhöhle unter sorgfältiger Schonung der Schneidermembran. Diese wird sodann unter Sicht mobilisiert (angehoben). Wiederum wird der Raum zwischen Knochen und Membran mit geeignetem Material ausgefüllt. Bietet der Restknochen für ein Implantat genügend Halt, kann gleich implantiert werden. Wenn das nicht der Fall ist, verschließt man die Wunde. Nach einer Zeit zwischen vier und sieben Monaten kann der neu gebildete Knochen dann ein Implantat aufnehmen.Beide Methoden hören sich martialischer an, als sie es wirklich sind. In der Hand eines erfahrenen Implantologen, einer erfahrenen Implantologin, gelingen sie reibungslos und ohne wirkliche Nachschmerzen.
In der Vorbereitung für eine Implantation ist die Situation eines unzureichenden Knochenangebots relativ häufig anzutreffen. Dies ist in nahezu allen Fällen kein Hinderungsgrund Implantate zu setzen. Ein wie auch immer geartetes Knochenaufbauverfahren wird in der Zahnheilkunde Augmentation genannt.
Welches Verfahren angewendet wird, hängt unmittelbar vom Ausmaß des fehlenden Knochens ab. Sehr häufig fehlt der Knochen an der zur Wange oder Lippe gerichteten Knochenwand. Ist in diesen Fällen noch soviel Knochen vorhanden, dass das Implantat fest eingedreht werden kann, wird gleichzeitig implantiert und augmentiert. Das augmentative Material ist dann ein körniges Substrat, das direkt am Patienten (autologer Knochen) gewonnen wird, oder von der Industrie zur Verfügung gestellt wird. Im letzteren Fall kann das Knochenmaterial chemisch hergestellt sein (alloplastischer Knochen), aus Tierknochen stammen (xenogenes Knochenmaterial), oder aus humanen Spenderknochen (allogenes Material) bestehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung, dass sowohl xenogenes als auch allogenes Knochenmaterial keinerlei zelluläre Strukturen aufweist, sodass nur noch ein äußerst geringes mathematisches Restrisiko einer Krankheitsübertragung besteht.
Ist der Knochenverlust größer, muss vor allem auch in der Höhe aufgebaut werden, ist eine Augmentation mit gleichzeitiger Implantation meistens nicht möglich. Auch das körnige Material in Verbindung mit einer Barrieremembran wäre überfordert.
Seit kurzer Zeit gibt es nun ein Verfahren, das den Kontakt deutlich vergrößern kann. Inauguriert hat das Dr. Markus Schlee aus Forchheim. Die Firma Botiss in Berlin hat als erste diese Neuheit praxistauglich und mit dem Namen „Bonebuilder“ marktfähig gemacht.Das Prinzip ist so einfach wie bestechend. Der Operateur fertigt ein DVT (digitales Volumentomogramm, so wie ein CT, jedoch deutlich weniger Strahlenbelastung) und sendet dieses als Datei an die Firma Botiss. Dort wird ein virtuelles 3D-Bild erstellt. Ebenso virtuell wird der Defekt ausgeglichen (Abb.: 1). Dieser Defektausgleich kann dann virtuell entnommen werden und als Fräsvorlage für den passgenauen Knochenblock dienen (Abb.: 2). Der Spenderknochen ist humanen Ursprungs. Wie oben erwähnt, ist dieser aller zellulären Bestandteile beraubt worden. Dieser Knochenblock gleicht den Defekt mit einer optimalen Auflagefläche in dem defizitären Einsatzgebiet aus. Diese Tatsache ermöglicht eine sehr gute Verwachsung und spätere Umwandlung in eigenen Knochen mit nur geringer Resorption. Die Vorteile sind: nur ein OP-Gebiet, der oben erwähnte flächige Kontakt und die Vermeidung der meist mit nachträglichen Schmerzen verbundenen Hüftknochenentnahme. Der Operateur sollte über einschlägige Erfahrungen in der mukogingivalen (Weichgewebechirurgie) Chirurgie verfügen. Der Nachteil liegt in den Kosten, die jedoch in der Nähe anderer augmentativer Verfahren mit Fremdknochen liegen.
Diese elegante sowie sehr praxistaugliche Methode eignet sich für große und mittlere Knochendefizite.
Am 30. Oktober berichtete ich an dieser Stelle (siehe hier Website) über die elegante Methode der vertikalen und horizontalen Augmentation (Knochenaufbau) mit passgenauen Knochenblöcken (Bonebuilder). Für die Kenntnis der verschiedenen anderen Augmentationsmethoden verweise ich auf diesen Beitrag. Hier soll nun eine weitere Methode vorgestellt werden.
Wie es die Überschrift aussagt, handelt es sich dabei um die Knochenringtechnik.Das Prinzip ist leicht erklärt. Im vertikal und horizontal defizitären Kieferknochen wird an der Stelle des zu setzenden Implantats mit einer planen Kopffräse ein ebenes Bett gestaltet (Abb. 1.). In dieses wenige Millimeter tiefe Bett wird ein genau passender Knochenring eingeklemmt. Durch das Loch im Ring kann nun in den ortsständigen Kieferknochen ein Bohrstollen zur Aufnahme eines Implantats gefräst werden. Das Implantat wird dann durch den Ring in den Knochen eingeschraubt werden (Abb. 4). Der Knochenring erhält Stabilität durch den Anpressdruck des konischen Implantats. Bei nicht konischen Implantaten wird eine spezielle Deckelschraube, die über die Implantatschulter und den Ring reicht, eingeschraubt und der Knochenring so fixiert. Nach herkömmlicher Abdeckung des Augmentats erfolgt eine lückenlose Naht. So weit – so gut! Aber woher kommt der Knochenring?
Einmal kann dieser autolog (Patientenknochen) aus dem Mund gewonnen werden. Nach Darstellung des Knochens in der Kinnregion, hinter den unteren Backenzähnen oder aus dem Oberkiefer wird mit einer Art Lochkreissäge ein kreisförmiger Knochenanteil entnommen. Lochkreissäge und die oben erwähnte plane Kopffräse sind dabei größenidentisch.
Diese Art der Knochenringtechnik ist schon länger bekannt. Sie ist auch probat, hat aber einen großen Nachteil. Bisher konnte das Implantat erst nach dem Einwachsen des Knochenrings gesetzt werden.Dr. Bernhard Giesenhagen aus Frankfurt/M blieb es vorbehalten, diese Methode in der Weise zu modifizieren, dass die Knochenringtechnik mit gleichzeitiger Implantation möglich wurde (Abb. 4). Das funktioniert, wie oben beschrieben, mit der Entnahme am Patienten, jedoch auch mit Fremdmaterial in Gestalt von allogenem (selbe Spezies, Spenderknochen).
Gemeinsam mit der Firma Botiss, Berlin; wurde ein spezielles Instrumentarium entwickelt. Auf Grundlage der für die passgenauen Knochenblöcke entwickelten Methode werden dazu auch Knochenringe aus operierten Femurköpfen angeboten (Abb. 1). Natürlich ist der so gewonnene Knochen aller zellulären Anteile beraubt und nach Prüfung durch die gesetzlichen Gremien für Deutschland zugelassen.
Für den Patienten ist diese Methode von großem Vorteil. Der liegt vor allem in der drastisch verkürzten Behandlungszeit bei notwendiger vertikaler und horizontaler Augmentation für die Implantation. Die Zeitersparnis liegt für den Unterkiefer zwischen 2 und 4 Monaten und für den Oberkiefer zwischen 3 und 7 Monaten. Die hier beschriebene Knochenringtechnik nach Dr. Giesenhagen ist ebenso elegant wie ausgesprochen praxistauglich. Dem Patienten wird nur eine Operationsstelle mit nur einer Operation in halbierter Einheilzeit angeboten. Das ist überzeugend.
Natürlich bieten wir unseren Patienten diese Knochenringaugmentationsmethode an.
Seit Prof. Branemark Ende der 1960er Jahre das erste Titanimplantat gesetzt hatte, war der Siegeszug der Zahnimplantate nicht mehr aufzuhalten Heutzutage sind sie in zweifachem Sinn in aller Munde. Nichtsdestotrotz sollen nachfolgend einige Erörterungen zum besseren Verständnis beitragen.
Es geht hier um prinzipielle Erläuterungen zum Thema Implantate, die sowohl für Titan- als auch Keramikimplantate zutreffen. Die Besonderheiten der Keramikimplantate wurden hier in einem anderen Beitrag erklärt.
Vom Material her unterscheidet man Titan- und Keramikimplantate. Von der Figur her gibt es einteilige und zweiteilige Implantate. Zweiteilige Implantate bestehen aus dem Wurzelanteil und dem Aufbau für den Halt der späteren Krone. Bei den einteiligen Implantaten sind beide Teile in einem Stück verfügbar. Das heißt, dass nach der Implantateinbringung der die Krone aufnehmende Anteil aus dem Zahnfleisch ragen muss.
Der Zeitpunkt der Implantation ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal. Wird der nicht mehr erhaltungswürdige Zahn extrahiert (herausgezogen) und direkt in das nun leere Knochenfach implantiert, spricht man von Sofortimplantation. Wenn man nach der Extraktion drei bis fünf Wochen wartet, z. B. um die Wunde durch das Zahnfleisch schließen zu lassen, und dann implantiert, wird dies mit verzögerter Sofortimplantation bezeichnet. Ist der Kieferknochen nach dem Zahnverlust wieder knöchern hergestellt und es wird dort implantiert, so ist dies eine Spätimplantation. Eine Sofortimplantation, auch die verzögerte, bietet den Vorteil, dass das Implantat in den sich neu bildenden Knochen gesetzt wird. Ein weiterer Vorteil ist die Verkürzung der Wartezeit auf den implantatgetragenen Zahnersatz. Auch gibt es in der Fachliteratur viele Beiträge, die mit dieser Methode den geringsten Knochenverlust verbinden.
Ein geringes Knochenangebot ist heutzutage kein Implantationshindernis mehr. Dem erfahrenen Implantologen steht eine Fülle von geeigneten Materialien zum Knochenersatz zur Verfügung.
Zu den Themen Augmentation oder Knochenaufbau, Keramikimplantate und biologische Zahnheilkunde, Miniimplantate, Zahnimplantate und Lebensalter, Knochenringtechnik und Knochenblöcke verweise ich auf meine weiteren Beiträge an dieser Stelle.
Das Tissue Master Concept (TMC), Wachstum eigenen Knochens anregen auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen, eine effiziente und elegante Methode nach Dr. Neumeyer.
Vielleicht erinnern sich noch einige von uns an die Methode der „Tootheruption“ oder „Forced Eruption“. Sie ist ja bis zum heutigen Tag nicht aus der Mode gekommen. Im Prinzip geht es dabei darum, mit einer definierten Kraft einen parodontal geschädigten Zahn oder was davon übrig war, mit wenigstens 1 bis 2 mm Restparodont mit dem Knochen in Richtung koronal zu bewegen. Die Kraft vermittelten kleine Magnete oder KFO-Klammer -konstruktionen. Es war und ist eine probate aber auch langweilige Prozedur.
Kollegen Neumeyer aus Eschlkam im Bayerischen Wald blieb es vorbehalten, diese Methode zu perfektionieren und in die Formel 1 – Kategorie zu katapultieren. Mit dieser Therapie bekommen wir Zahnärzte ein Werkzeug in die Hand, das uns weite Horizonte eröffnet. Ich hörte den Vortrag zu diesem Thema erstmalig anlässlich eines Meetings im Sommer 2016 am Gardasee gemeinsam mit rund 70 Zahnärztinnen und Zahnärzten. Ich habe noch zu keiner Fortbildung so viele (alle) staunende Gesichter, das meinige eingeschlossen, gesehen.
Hier kann nur das Prinzip umrissen werden.
Entscheidend ist: man braucht zwingend ein Areal intakten Desmodonts an den Wurzeln der zu behandelnden parodontal geschädigten Zähne. Die Schädigung des Zahns kann sogar so weit gehen, dass gar kein Knochenkontakt mehr besteht. Man benötigt noch nicht einmal die ganzen Wurzeln.
Der Zahn kann extrahiert werden und vom koronalen Anteil der Wurzeln mit intaktem Desmodont dünne Scheiben präpariert werden.
Diese werden zurück an ihren Platz in der Extraktionsalveole gelegt. Sie benötigen 4 bis 6 Tage, um mit der Gingiva zu verwachsen. Es reicht sogar ein intaktes Längsteil der Wurzel.
Danach platziert man darauf mit Hilfe von Kompositen einen oder zwei Stege in buccolingualer Richtung. Die Nachbarzähne erhalten „Geländer“, die über den Defekt reichen, wiederum mit Komposit fixiert. Ein oder 2 KfO-Gummiringe, geführt von buccal am Steg der Kompositkappe über das „Geländer“ zum lingualen Anteil des Stegs, entfalten nun ihre nach koronal gerichtete Kraft.
In den nächsten ein bis zwei Tagen wird die Wurzel oder das Segment mit der angewachsenen Gingiva zeltartig das „Geländer“ erreichen. Der Knochen wächst aufgrund der Information durch das intakte Desmodont auf seine angestammte Höhe. Ein Wunder – nein – nur kenntnisreiche Nutzung der Gewebeinformationen. Wenn der Knochen in die gewünschte Höhe gewachsen ist, wird die Apparatur mit Komposit verkleidet, damit die Situation fixiert und der neu gewonnene Knochen seine Stabilität erreichen kann. Das dauert zwei bis vier Monate. Danach kann implantiert werden.
Nehmen wir an, Sie hätten durch Parodontitis (volksmündlich: Parodontose) mehr oder weniger Knochen, möglicherweise allen Knochen, an einem oder mehreren Zähnen verloren.
Könnten Sie sich vorstellen, diesen Ihren eigenen Knochen wieder herstellen zu lassen? Das klingt doch, ehrlich gesagt, sowohl für Laien als auch für Fachleute ziemlich unglaubwürdig.
Und doch funktioniert das!
Es gelingt durch eine neue Behandlungsmethode, das Tissue Master Concept (TMC), was soviel heißt wie Gewebemeisterkonzept. Entwickelt hat diese Behandlungsmethode Dr. Stefan Neumeyer aus Eschlkam im Bayerischen Wald.
Das Grundprinzip ist leicht erklärt.
Der zu behandelnde Zahn kann um die Wurzel allen oder fast allen Knochen verloren haben, muss aber noch am Zahnhals mit dem Zahnfleischrand verwachsen sein. Die Krone wird über dem Zahnfleisch abgeschnitten und darauf ein Deckel mit einem horizontalen Stift geklebt. An den Nachbarzähnen wird ein „Geländer“ befestigt. Von einem Ende des horizontalen Stifts platziert man einen kieferorthopädischen Gummiring über das „Geländer“ zum anderen Ende des Stifts. Die Kraft des Ringes zieht nun die Wurzel in Richtung „Geländer“. Das dauert weniger als eine Woche. Das Zahnfleisch wird dabei zeltartig aufgespannt. Wenn diese Position erreicht ist, fixiert man die Situation mit flüssigem zahnfarbenen lichthärtenden Kunststoff. Nach drei bis vier Monaten ist der vorher fehlende Knochen wieder auf die ursprüngliche Höhe gewachsen. Was wie eine Geschichte aus „Tausendundeine Nacht“ klingt ist wirklich nicht mehr und doch so viel und nicht weniger als die kenntnisreiche Nutzung der Interaktion von Weich- (Zahnfleisch) und Hartgewebe (Knochen), die auch noch bei parodontologisch hoffnungslosen Zähnen funktioniert. Man benötigt dazu nicht einmal den ganzen Zahn. Diese Methode gelingt auch mit horizontalen Scheiben von Wurzeln und auch mit deren vertikalen Wurzelteile, die man horizontal auf der Extraktionswunde einheilen lässt. Alle Therapievarianten dieser Therapie zu erklären, würde die Größe dieses Beitrags sprengen. Aber es geht noch viel mehr. Dank Dr. Neumeyer kann die Zahnärzteschaft diesen unglaublich vorteilhafter Weg für unsere Patienten gehen.
Es muss nunmehr bei Vorhandensein von parodontal geschädigten Zähnen mit kleinem oder großen Knochenverlust kein Knochen von außen hinzugefügt werden, kein Knochen aus der Tüte, kein eigener Knochen, kein Knochenblock und auch keine Membranen.
Die Methode ist viel sicherer, deutlich weniger invasiv und viel angenehmer, schneller und doch nicht teurer als jede andere bisher in solchen Fällen angewandte Methode zum Knochenaufbau.
Wir Zahnärzte und Zahnärztinnen müssen jetzt Knochenaufbau neu denken. Das sollte uns bei den vielen Vorteilen nicht schwerfallen.
Diese Einstellung ist tatsächlich immer noch weit verbreitet. Dennoch ist sie falsch. Das Lebensalter ist, isoliert betrachtet, überhaupt kein Risiko bei Zahnimplantatoperationen. Die Implantate verwachsen mit dem Knochen im fortgeschrittenen Alter ebenso zuverlässig wie bei jugendlichen Patienten. Auch besteht keine besondere Neigung zu Wundheilungsstörungen. Vielleicht beruht dieser Irrtum auf der Tatsache, dass bestimmte Erkrankungen, wie jeder weiß, im Alter gehäuft auftreten. Darunter gibt es einige wenige, die Zahnimplantationen erschweren oder auch verhindern können. Diese Ausnahmen sind relativ selten, doch würde die nähere Erörterung derselben den Rahmen dieser Antwort sprengen. Der verantwortungsbewusste Operateur wird aus der individuellen Krankengeschichte im Einzelfall die richtige Implantattherapie ableiten.Grundsätzlich bietet die moderne Zahnheilkunde auch dem älteren Patienten mit Zahnimplantaten eine zuverlässige und langlebige (weit über 20 Jahre) Alternative zur unbefestigten Prothese und zur Brückentherapie.
Seitdem 1968 die ersten modernen Implantate gesetzt wurden hat sich die Implantologie rasant entwickelt. Dabei steht die materialkundliche Entwicklung sicher im Mittelpunkt. Das betrifft vor allem die Veränderungen in der Metalllegierung und in der Oberfläche der Implantate. Deshalb verwachsen moderne Implantate viel inniger mit dem Knochen als die Implantate der Vergangenheit. Aus dieser Sicht ist es heute nicht mehr notwendig, die Kontaktfläche des Implantats zum Knochen durch besondere Länge oder Dicke möglichst groß zu gestalten. Wurden in der Vergangenheit Implantate von bis zu 19 mm Länge verwendet, wird heutzutage die Länge von 13 mm kaum noch überschritten. So konnten immer kürzere und dünnere Implantate entwickelt werden. Der Begriff „Miniimplantate“ ist nicht präzise definiert. Im Allgemeinen beschreibt er Implantate, die 8 bis 5 mm kurz oder 1,4 bis 3,4 mm dick sind. Extrem dünn und gleichzeitig kurz zu gestalten geht jedoch nicht. So sind sehr dünne Implantate unterhalb von 10mm Länge keine dauerhafte Lösung.
Die kurzen Implantate sind bei geringem Knochenangebot in sehr enger Nähe zu anatomischen Strukturen wie Unterkiefernerv oder die Kieferhöhle sehr hilfreich. Der Operationsaufwand verringert sich.
Bei dünnen Implantaten trifft diese Aussage für sehr schmalen Knochen zu. Es kann in diesem Zusammenhang auf Knochen verbreiternde Maßnahmen verzichtet werden. Auch finden sie ihr Einsatzgebiet in kleinen Zahnlücken wie z.B. im Unterkieferfrontzahngebiet oder beim oberen seitlichen Schneidezahn.
Besonders interessant sind die dünnen Miniimplantate jedoch für Prothesenträger. Der Halt von Total- und Teilprothesen kann, wie auch mit „normalen“ Implantaten, entscheidend verbessert werden. Der Preis für diese Miniimplantatversorgung liegt jedoch bis zu 50% unterhalb der Versorgung mit „normalen“ Implantaten. Das liegt an den geringeren Materialkosten und dem deutlich minimierten Operationsaufwand. Ein hoffnungsvolles Angebot für alle, die den Halt ihrer Teil- oder Totalprothesen grundlegend verbessern wollen.
Diese Frage kann man nahezu uneingeschränkt mit „ja“ beantworten. Mit Hilfe von Implantaten ist es möglich, herausnehmbaren Zahnersatz so zuverlässig zu befestigen, dass das sichere Gefühl der „eigenen Zähne“ mit dem sprichwörtlichen Biss in den Apfel wieder erlebt werden kann. Mögliche Unsicherheiten mit den „Dritten“ im täglichen Leben gehören damit der Vergangenheit an.
Für diese Behandlung genügen im Unterkiefer 2, besser 4 Implantate, im Oberkiefer 4, besser 6 Implantate. Nach der biologischen Einheilzeit werden auf die Implantate Verbindungselemente verschraubt, die über Stege, Teleskope, Druckknopf ähnliche oder andere Konstruktionen trennbar mit der Prothese verbunden werden.
Die Befestigung der Prothese kann sogar sofort nach der Implantatoperation erfolge, wenn im Oberkiefer 6 und im Unterkiefer 4 Implantate gesetzt wurden.
Der mit zunehmendem Alter voranschreitende Knochenabbau ist dabei nur äußerst selten ein Hindernis. Im vorderen Bereich der Kiefer ist die Knochenhöhe meist ausreichend. Die Haltbarkeit der Implantate wird heutzutage bei optimaler Pflege mit mehreren Jahrzehnten angegeben. Diese Art der Therapie eignet sich natürlich auch zur Verbesserung des Halts von Teilprothesen.
Nehmen Sie die Lockerung einer implantatgetragenen Konstruktion, z. B. einer Krone, sehr ernst und reagieren Sie sofort. Es gibt 3 mögliche Ursachen:
Eine weitere Komplikation ist der Schraubenbruch. In diesem Fall ist der untere Teil der Schraube im Schraubkanal des Implantats gebrochen. Hier ist die Passung meistens intakt. Das Fragment im Schraubkanal ist nur sehr schwer zu entfernen. Es kommt hier sehr auf das Geschick und Können des Behandlers an. Gelingt die Entfernung und das Gewinde ist noch unversehrt, kann die Krone unter Verwendung einer neuen Schraube wieder befestigt werden.