Das Erscheinungsbild und die Gesundheit der Zähne werden entscheidend vom Zustand des sie umgebenden Weichgewebes, der Gingiva und Mukosa, beeinflusst.
Vielleicht etwas zu kurz, aber doch treffend könnte man diese Operationsmethoden des Weichgewebes so beschreiben:
Mit geeigneten Operationsmethoden kann zu viel Zahnfleisch reduziert und fehlendes ersetzt werden. Es würde den Rahmen dieser Vorstellung sprengen, alle möglichen Situationen zu erörtern. Zurückziehen des „Zahnfleischs“, in der Fachsprache Gingivarezession genannt, ist allgemein bekannt. Es ist jedoch bei weitem nicht der einzige Grund, am Zahnfleisch chirurgisch einzugreifen. Eine unregelmäßige Zahnfleischgirlande oder viel zu kurze Zähne (Zahnfleischlachen, sog. Gummysmile) im Frontzahnbereich können mit der Methode “chirurgische Kronenverlängerung” mit wenig Aufwand korrigiert werden.
In diesem Fall hat sich das Zahnfleisch (die Gingiva), meißtens ohne Entzündungszeichen, “zurückgezogen”. Das sieht einmal unschön aus und kann zu weiterem Knochenverlust und zu Sensibilationsstörungen führen. Mit geeigneten operativen Maßnahmen können diese Stellen wieder dauerhaft mit Zahnfleisch bedeckt werden. Dies kann mit eigenem Weichgewebe aus dem Gaumen geschehen oder mit Fremdmaterial.
Diese ästhetische Korrektur ist ein relativ kleiner Eingriff mit großer kosmetischer Wirkung. Eine unregelmäßige Zahnfleischgirlande stört das ästhetische Empfinden. Hier ist die Girlande wieder regelmäßig, da der Zahnfleischrand nach oben verschoben wurde, die natürlichen Kronen dominieren wieder.
Unter dem Begriff der "biologischen Breite" versteht man unter anderem die Toleranz des Knochengewebes gegenüber Füllungs- oder Kronenmateralien im Verhältnis zu seiner räumlichen Entfernung zu diesen Materialien. Anders ausgedrückt toleriert der Knochen, der den Zahn umgibt, fremde Materialien erst ab einer Entfernung von mindestens 2 mm. Unterschreiten Füllungsmaterial oder ein Kronenrand diese Distanz, verletzen also die biologische Breite, reagiert das umgebende Zahnfleisch (die Gingiva) mit Entzündungszeichen wie bläuliche Verfärbung und Blutungsneigung z. B. beim Zähneputzen. Wie kann man das heilen?
Das Prinzip ist einfach. Die 2 mm Distanz muss wieder hergestellt werden. Das geht einmal subtraktiv. Dabei wird in einer Minioperation soviel Knochen an der entsprechenden Stelle abgetragen bis die 2 mm wieder erreicht sind. Zum anderen kann man mit verschiedenenartigen Konstruktionen, z. B. Magneten oder kieferorthopädische Gummis, den Zahn aus der Alveole ziehen bis die Läsion oder der Füllungsrand die biologisch Breite gewährleistet. Die Methoden sind nicht überaus schwierig, sollten aber schon in einem Wochenendkurs angeeignet werden.
In der Regel befindet sich um einen Zahn, ein Implantat, festgewachsenes Zahnfleisch. Der Fachbegriff lautet festgewachsene oder befestigte Gingiva (attached gingiva).
Aus verschiedenen Gründen, z. B. Zahnverlust mit folgender Implantatversorgung, kommt es zum Verlust dieser „attached gingiva“. Dann reicht die bewegliche Schleimhaut (das bewegliche Zahnfleisch) der Wange fast (2 mm und weniger) bis zum bzw. bis zum Zahnhals oder Implantathals. Der Nachteil dieser Situation besteht in einer ständig bei Mundbewegung ausgelösten pulsierenden Spalterweiterung zwischen Zahn-, Implantathals und dem umgebenden Weichgewebe. Gelöste Speiseteile finden so leichteren Zutritt zu der so entstandenen Tasche. Auch ist die mechanische Beanspruchung durch Nahrungsteile deutlich höher als bei regulär um den Zahn oder das Implantat befestigtem Zahnfleisch. V. a. die Umgebung von Implantaten ist dadurch stärker entzündungsgefährdet.
Abhilfe kann mit einer einfachen kleinen Operation geschaffen werden:
Die bewegliche Schleimhaut wird vom Zahn- oder Implantathals ausgehend, von der darunter liegenden Knochenhaut abpräpariert. Auf dieses Areal wird ein vorher aus dem Gaumen gewonnenes „Hautstück = freies Schleimhauttransplantat“ aufgenäht. Zum Schutz des Gaumens wird eine Gaumenplatte eingesetzt. Die Entnahmestelle am Gaumen und die Operationsstelle heilen in rund 14 Tagen problemlos ab.Seit einiger Zeit bietet die Industrie „künstliches Zahnfleisch“ an (z. b.: Mucoderm, Mucograft). Dies funktioniert problemlos. Der große Vorteil liegt in dem Verzicht auf die lästige Entnahmestelle am Gaumen.